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St. Antonius in Siebeneich


St. Antonius in Siebeneich - Terlan / Siebeneich

Straße: 
Pater Romedius Weg 5
Ort: 
I-39018 Terlan / Siebeneich (BZ)
Tel.: 
+39 0471-257165
Fax: 
+39 0471-257830


Mit der kleinen aber à l'italienne sehr angenehmen Capellen S. Antonio de Padua, wie sie 1702 bezeichnet wurde, hat Landkontur Johann Jakob Graf Thun nicht nur dem von ihm verehrten Heiligen nach der einfachen Kapelle in Klobenstein eine zweite errichtet. Sie stellt darüber hinaus den krönenden Abschluss seiner seit 1664 währenden Bautätigkeit am Deutschordensgut Siebeneich dar.

Der kleine Zentralbau besteht aus einer Mittelkuppel über kreuzförmigem Grundriß, zwei kürzeren und einem längeren Arm mit rundem Abschluss sowie einem rechteckig ausgebildeten Arm, der über eine Vorhalle mit dem Wohnhaus verbunden ist. Der längere Arm mit dem Altar gegenüber dem Eingang betont die Längsachse, während die Kuppel, die sich in der Mitte über vier Pfeilern erhebt, den Zentralbaugedanken unterstreicht. Im Nordwesteck steht der kleine Glockenturm, gegenüber ermöglicht eine außen gerundete Wendeltreppe den Zugang zur konkav geschwungenen Empore ober dem Eingang. Die Fassaden werden ausschließlich von den bewegten Mauerflächen, den sandsteingerahmten Fenstern und Gesimsen sowie der Kuppel mit Laterne bestimmt. Der Innenraum, durch geschickte Lichtführung sehr hell, weist außerdem verschiedene Dekorationen auf. Die vier schwarzen Säulen, die in die Kuppelpfeiler eingestellt sind, und die Weihekreuze auf schwarzem Grund spielen bewusst auf die Wappenfarben des Deutschen Ordens an. Die Verzierungen an den Kapitellen der Säulen und Pfeiler, die Kartuschen an den sphärischen Dreiecken unter der Kuppel, die Rahmen des Wappenbildes und der Inschrift oberhalb bzw. unterhalb der Empore sind aus weißem Stuck fein gearbeitet. Die kühle, sehr elegante Zweifarbigkeit wird vom Altar aus buntem Marmor, mit dem die Balustrade am Eingang zum Altarraum korrespondiert, wirksam unterbrochen. Zwei gemalte Marmorfüllungen an der Emporenbrüstung nehmen das bunte Element gleichsam als Echo nochmals auf.

Der Altar mit zwei Säulen und den Statuen der Heiligen Johannes und Jakobus, den Namenspatronen des Erbauers der Kirche, wird dem Bildhauer Cristoforo Benedetti aus Castione zugeschrieben. Das Werk steht am Beginn seiner großen Aufträge, die ihn aus dem heimatlichen Trentino hinaus bis Innsbruck (Annasäule und Hochaltar der Spitalkirche), Meran (Mariensäule) und Brixen (Altar der Hofburgkapelle) führen sollten. Das Altarblatt mit dem frontal dargestellten Kirchenpatron zeigt eine Signatur Bar. Mor., die noch nicht aufgelöst werden konnte. Im Hintergrund sieht man den Gutshof und die Kirche, an der das ursprüngliche Hohlziegeldach (heute Kupferblech) bzw. die rot-weiß-rot gestrichenen Fensterläden auffallen. Der kunstsinnige Landkomtur Anton Ingenuin Recordin von Nein (1744 – 1762) ließ in den Seitenarmen vier Stuckfiguren in Rundbogennischen anbringen, deren „modernerer“ Stil vom ursprünglichen Bau etwas absticht. Elisabeth und Georg stellen die Patrone des Deutschen Ordens dar, Urban und Sebastian beziehen sich auf den Weinbau und den Schutz vor Pest und Krankheit.

Laut urkundlichen Notizen legte der Propst von Gries Jakob von Fedrizzi am 2. April 1689 den Grundstein zum Kirchenbau. Die Weihe erfolgte bereits am 5. November 1690, während sich der Innenausbau bis 1698 hinzog und der Altar erst 1700 aufgestellt wurde. Die Ausführung des Baues lag in den Händen der Bozner Baumeisterfamilie Delai, von denen Peter (gest. 1695) und Johann Baptist (gest. 1710) in Frage kommen. Der Entwurf könnte aber, wie Rasmo, der die Kirche als schönsten barocken Zentralbau in Südtirol bezeichnet, vermutet, auch vom Bildhauer Cristoforo Benedetti selbst stammen.

Ein Jahr nach Vollendung des Baues stirbt Landkomtur Graf Thun, dem das Deutschordensgut Siebeneich nicht nur besonders am Herzen lag, sondern der ihm auch seine bis heute fortwirkende künstlerische Gestaltung geschenkt hat. Die Auszeichnung der Landcommenthurey Weggenstein bey Botzen größtes und edelstes Clainod im Visitationsbericht von 1702 ist daher keineswegs übertrieben.